zuletzt aktualisiert am 7.7.2010

„Dunkler Honig ist der beste“

Stundenlang können die Imker allein davon erzählen, was sich vor dem Einflugloch in den Bienenstock abspielt. Fotos: Egmont SeilerStundenlang können die Imker allein davon erzählen, was sich vor dem Einflugloch in den Bienenstock abspielt. Fotos: Egmont Seiler

„Die Königin legt ihr eigenes Körpergewicht an Eiern pro Tag“, erzählt Thomas Wilker. Und das ist nicht der einzige Superlativ, der die Besucher staunen lässt. Jeden zweiten Mittwoch im Monat lädt der Lehrbienenstand auf dem Blomberg ein, sich über die surrenden Tierchen und die Imker zu informieren. Und spätestens wenn es um die Qualität des Honigs geht, kann jeder mitreden.

„Stechen die?“ ist wohl die meistgestellte Frage der Besucher, die zu dem idyllischen Häuschen am Waldrand kommen. Denn neben einer sogenannten „Schaubeute“, einem Glaskasten mit einer Bienenbrut, stehen im Garten vier Bienenvölker, und die Insekten schwirren überall herum.

„Keine Angst“, beruhigt Wilker, „wir suchen für diesen Standort nur friedliche Völker aus.“ Er hat gut reden, denn der Imker und Vorsitzende des Imkervereins Dissen und Umgebung ist schon so lange bei diesem Hobby, dass inzwischen ein Bienenstich für ihn nicht mehr ist als ein Mückenstich. Vor 25 Jahren packte ihn die Leidenschaft für die summenden Insekten.

Harmlos?

Derart von der Harmlosigkeit der Blomberg-Bienen überzeugt, traut sich auch das Ehepaar Dagmar und Friedhelm Kalkühler aus Essen, die in Bad Laer Urlaub machen, näher an die Bienenstöcke heran. 40000 bis 50000 gestreifte Flieger gehören zu einem Volk.

Da sind Wilker und seine Gäste schon gleich beim nächsten Thema. Denn Bienenstiche sollen gut gegen Rheuma sein. Und noch einen weiteren Tipp hat Wilker parat für Menschen, die eine Pollenallergie haben. Die sollen sich Honig von einem Imker kaufen, der in ihrer direkten Nachbarschaft seine Völker hat. Durch den Pollen im Honig finde eine Immunisierung statt. „Aber die Bienen dürfen wirklich nur im Umkreis von drei, vier Kilometern fliegen“, betont er.

Einige Meter neben den Bienenstöcken haben die Imker einen kleinen Staudengarten angelegt, mit Blumen, auf die die Bienen im wahrsten Sinne des Wortes fliegen. „Wir möchten den Menschen zeigen, wie es sein sollte in einem Garten. Aber die meisten mähen ja immer“, sagt der Bienenfachmann.

Inselausflug

Gebannt lauschen die Zuhörer, denn wer weiß schon, dass es längst auch bei den Bienen künstliche Befruchtung gibt? Natürlich unter dem Mikroskop, aber im Prinzip wie bei großen Tieren. Manchmal schickt Thomas Wilker seine Königinnen, die um die 80 Euro kosten, aber auch auf eine Nordseeinsel auf Partnersuche. „Eine Königin wird nur einmal im Leben begattet und hebt den Samen bis zu ihrem Tod auf.“ Und auch da wundert sich der Laie wieder.

Die Frage, die kommen muss: „Welcher Honig ist der beste?“ Der Imker weiß Bescheid: „Dunkler, fester Blütenhonig.“ Natürlich macht Thomas Wilker auch gleich Werbung für seine Zunft: Honig vom Imker werde im Einheitsglas mit der Kreuzbanderole verkauft und verzeichne entweder den Namen des Imkers oder eine Nummer, der ein Imker zugeordnet werden könne. „Abschleudern, entschäumen, rühren. Mehr wird mit dem Honig nicht getan“ versichert der Vereinsvorsitzende.

50 Mitglieder

Flüssiger Honig, wie er oft im Supermarkt verkauft werde, entspreche zwar auch der deutschen Honigverordnung, sei aber hitzebehandelt und oft nicht sortenrein.

50 Mitglieder hat der Imkerverein Dissen und Umgebung, überwiegend Hobbyimker. Einige haben nur zwei Bienenvölker, andere bis zu 25. Und wenn man bedenkt, dass ein Volk 25 bis 40 Kilo Honig im Jahr produziert, kann man verstehen, dass Thomas Wilker und seine Kollegen die süße Ernte auch schon mal bei lokalen Weihnachtsmärkten feilbieten.

Dissen und Umgebung heißt der Imkerverein, weil er vor über 100 Jahren in Dissen gegründet worden ist. Doch seine gut 50 Mitglieder kommen aus dem ganzen Südkreis und sogar aus dem benachbarten Westfalen. 1980 eröffnete der Verein in Bad Rothenfelde den ersten Lehrbienenstand, als der zu klein wurde, zog man 2000 auf den Blomberg. In viel Eigenarbeit und mit Spenden von Stiftungen und örtlichen Firmen wurde das kleine Häuschen erbaut, in dem auch Lehrgänge und Vereinsversammlungen stattfinden.

Einige Mitglieder betreuen abwechselnd ehrenamtlich die Gäste (darunter auch viele Schulklassen) und stellen neben dem Lehrstand ihre Bienenvölker auf.